Die Büchergilde ist Mitglied im Freundeskreis der Kurt Wolff Stiftung zur Förderung einer vielfältigen Verlags- und Literaturszene. Von herausragenden Verlagen aus dem Kreis der Stiftung wählen wir regelmäßig drei Titel für Sie aus, um die Arbeit dieser Unabhängigen zu würdigen. Ein Gespräch mit dem Verleger Leif Greinus, der mit Sebastian Wolter einen Verlag für zeitgenössische urbane Literatur führt und diese auch zum Hörerlebnis macht.
Sie haben 2004 mit Sebastian Wolter den
Verlag Voland & Quist mit Sitz in Dresden
und Leipzig gegründet. Wie kam es dazu?
Sebastian und ich trafen uns beim Studium
in Leipzig. Er kam direkt von der Schule und
hatte Verlagswirtschaft aus Interesse an Literatur
und Wirtschaft gewählt. Ich hatte davor
eine Ausbildung zum Buchhändler in Dresden
abgeschlossen und dort bemerkt, dass
ich eher auf die Seite der Produzenten will,
dass ich meine eigenen Bücher verkaufen
möchte. Konzernverlage haben mich dabei
nie interessiert.
Ihr Verlag hatte von Anfang an ein sehr klares
Profil: Sie machen für das Sprechen produzierte
Texte von Lesebühnen und Slams
in Büchern und auf beiliegenden CDs
wiedererlebbar.
Sebastian hat seit 2001 in Leipzig Poetry
Slams organisiert und kannte sich in der Szene
gut aus. Zum damaligen Zeitpunkt wurde
solche Literatur gar nicht oder nicht adäquat
verlegt. Für uns stand fest, dass es wichtig ist,
die Stimmung der Auftritte mit hilfe einer Aufnahme
zu transportieren, den ganz eigenen
Ton der Vorträge der Künstler zu vermitteln.
Und wir wussten, dass wir es mit so einer Idee
wagen können, auf den Markt zu gehen. Dank eines Darlehens unserer Verwandten konnten
wir unser Vorhaben angehen.
Steht Voland & Quist heute immer noch
für Lesebühnen-Literatur und Spoken
Word-Lyrik?
Künstlergruppen, mit denen wir eng zusammengearbeitet
haben, wie die Surfpoeten
oder die Chaussee der Enthusiasten, haben
heute eine völlig andere Besetzung oder sich
aufgelöst. Dafür sind neue Lesebühnen hinzugekommen.
Unabhängig davon haben wir
unser Programm mit der Zeit ausgebaut: In
der Reihe Sonar veröffentlichen wir seit 2006
Autoren aus Südost- und Osteuropa. Und auch
Kinderbücher erscheinen mittlerweile bei Voland
& Quist. Trotzdem bleibt es bei 15 Neuerscheinungen
im Jahr aus unserem Haus –
alles muss organisch entstehen, wir wollen
lieber die Künstler, mit denen wir zusammenarbeiten,
noch enger betreuen.
Wie kann ein Verlag mit gerade einmal sieben
MitarbeiterInnen das schaffen?
Uns gelingt das mit hilfe der Agentur Voland
& Quist Booking, die wir gegründet haben,
um für unsere Künstler Veranstaltungen und
Auftritte zu organisieren. Das bringt für alle Seiten einen Nutzen: Die Veranstalter bekommen
tolle Angebote, die Künstler einmal
mehr ein Publikum und wir können so auch
für unser Programm werben.
Seit 2015 sind Sie im Vorstand der Kurt
Wolff Stiftung tätig – ein Ehrenamt, das Sie
gern übernommen haben?
Auf jeden Fall, und ich bin froh um meine
Kollegen, Britta Jürgs vom AvivA Verlag und
Jörg Sundermeier vom Verbrecher Verlag.
Mir ist es wichtig, unabhängige Verlage in ihrer
Arbeit und den Austausch unter ihnen zu
unterstützen. Und ich war schon immer jemand,
der sich gern eingebracht hat. Ich finde
es erstaunlich, mit wie wenig Know-how
viele Buch-Enthusiasten ans Verlegen gehen.
Da kommt die Kurt Wolff Stiftung ins Spiel. Sie
eint uns unabhängige Verlage.
Wir danken für das Gespräch!
Leif Greinus, geboren 1976
in Dresden, ist gelernter
Buchhändler und studierter
Verlagswirtschaftler. Gemeinsam
mit Sebastian
Wolter gründete er 2004
den Verlag Voland & Quist.
2007 initiierte er das Festival
»Literatur Jetzt!«. Er ist
seit 2015 Vorstandsmitglied
der Kurt Wolff Stiftung.
Der Verlag Voland & Quist wurde 2004 gegründet und hat
seinen Sitz in Dresden und Leipzig. Im Programm finden sich
Lesebühnenliteratur, Spoken-Word-Lyrik und Romane und
Erzählungen osteuropäischer Autoren. Den meisten Büchern
liegt eine CD oder DVD bei, auf der sich neben Lesungen der
Autoren selbst oft auch Bonusmaterial findet. 2010 wurde
der Verlag mit dem Kurt-Wolff-Förderpreis ausgezeichnet. www.voland-quist.de